Technik
tx-transform ist eine international anerkannte Filmtechnik, welche die Zeit
(t)- und eine der Raumachsen (x oder y) im Film miteinander
vertauscht. Normalerweise bildet jeder einzelne Filmkader
den ganzen Raum, aber nur einen kurzen Moment der Zeit
(1/24 Sekunde) ab. Bei tx-transformierten Filmen ist es
genau umgekehrt: Jeder Filmkader zeigt die gesamte Zeit,
aber nur einen winzigen Teil des Raumes - bei Schnitten entlang der horizontalen Raumachse wird so der linke Teil des Bildes zum "Vorher", der recht Teil zum "Nachher".
Seit 1992 arbeitet Martin Reinhart daran,
ein Verfahren zu entwickeln, welches das filmische
Ordnungssystem sozusagen umstülpt und dadurch quer zur
Zeitachse lesbar macht. Mit tx-transform können Abfolgen
erzeugt werden, in denen die filmische Repräsentation
nicht mehr alleine durch die räumliche Präsenz eines
Gegenstandes festgelegt ist, sondern in ihrer Form vom
komplexen Zusammenspiel relativer Bewegungen abhängt.
Gegenstände im Film werden demnach nicht mehr als Abbild
eines konkreten Vorhandenseins definiert, sondern als
Zuständlichkeit in der Zeit
Filmische Bewegungsdarstellung
Wenn ein ruhender Gegenstand
aufgezeichnet wird, ist es prinzipiell gleichgültig, ob
bei der Aufnahme oder Wiedergabe eine zeitliche
Umkehrung, Dehnung oder Teilung vorgenommen wird, das
Ergebnis wird stets dasselbe bleiben. Bewegung im Film
ist nur aufgezeichnete Bewegung relativ zur Kadrierung.
"Relativstatisch" heißt in diesem Fall, dass
das Verhältnis von Gegenstand und Objektiv unverändert
bleibt, dass eine starre Achse zwischen Signal und
Signalaufzeichnung besteht. Daraus folgend lässt sich
sagen, dass Bewegung innerhalb der Kadergrenzen nur dann
wahrgenommen wird, wenn sich entweder das Objekt im
Verhältnis zur Kamera oder die Kamera im Verhältnis zum
Objekt bewegt, kurz wenn es eine Relativbewegung gibt.
Gerade beim Film lässt sich einfach illustrieren, dass
es einer weiteren Bewegung bedarf, um eine
Bewegungsillusion zu erzeugen: Der Film muss durch den
Projektor laufen. Die Eigenbewegung des Filmes kennt nur
eine Richtung - vom ersten bis zum letzten Kader eines
Streifens. Diese Informationsstruktur entlang eines
zeitlichen Vektors lässt sich auch als Schichtung denken,
und am anschaulichsten an der Form des Daumenkinos
zeigen: Bei diesem Kinderspielzeug wird die
Bewegungsillusion durch eine rasche Abfolge einzelner
Zeitschichten erzeugt. Das Daumenkino beinhaltet, wie die
Filmspule, die Gesamtheit aller räumlichen
Bewegungsaspekte und kann als
"Informationsblock" verstanden werden.
üblicherweise wird dieser Block von vorne nach hinten,
entlang der Zeitachse, durchgeblättert, um die Illusion
filmischer Bewegung zu erzeugen.
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Bewegungsdarstellung in der
tx-transformation
tx-transform ist ebenfalls ein
Schnitt durch diesen "Informationsblock", aber
nicht der Zeit-, sondern der Raumachse entlang. Es mag
auf den ersten Blick nicht sehr wahrscheinlich
erscheinen, dass diese "Raumschnitte" zu
lesbaren Bildern führen können, geschweige denn zu
nachvollziehbaren Bewegungsabfolgen. Doch das ist
keineswegs der Fall. Diese "Raumschnitte" durch
den Informationsblock haben eine Reihe von erstaunlichen
visuellen Effekten zur Folge: Häuser fangen an, sich zu
bewegen; Köpfe aus sich selbst herauszuwachsen; fahrende
Züge mit zunehmendem Tempo immer kürzer zu werden
u.v.m.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Filmen kommt bei
tx-transformationen dem Festlegen der Kamera- bzw.
Objektbewegung eine substantielle Bedeutung zu. Um das
bei der Aufnahme festgehaltene Material auch zur
Herstellung von tx-transformationen verwenden zu können,
müssen verschiedene Parameter genau eingehalten und die
unterschiedlichsten Kriterien in bezug auf die
Relativbewegung zwischen Kamera und Objekt erfüllt
werden. Das übliche Weglassen unpassender Filmteile
(Verschnitt) ist dabei nicht möglich, da sich ein
einziges fehlendes Bild im Ausgangsmaterial auf die
Wirkung der gesamten Abfolge auswirken würde. Das
Ergebnis einer tx-transformation kann, abhängig von der
Aufnahmeart, vollkommen abstrakt oder vollkommen
realistisch erscheinen.
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